„Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise“: WHO richtet neue Kommission für Klima und Gesundheit in Europa ein

Die Kommission soll angesichts der Klimakrise, die sich bereits jetzt direkt auf das Leben der Menschen auswirkt, praktische und kostengünstige Lösungen für die Gesundheit entwickeln. Vorsitzende des neuen Gremiums wird die ehemalige isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir sein. Als wissenschaftlicher Berater fungiert Professor Andrew Haines von der London School of Hygiene & Tropical Medicine.
Insgesamt wird die Kommission aus 11 Experten aus verschiedenen Ländern der WHO-Region Europa bestehen, die wissenschaftliche und politische Kreise sowie internationale Organisationen vertreten.
„Es ist an der Zeit, das Offensichtliche anzuerkennen: Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise. Sie tötet uns bereits, und wenn nicht dringend Maßnahmen ergriffen werden, wird sie nur noch schlimmer werden“, sagte WHO-Europa-Direktor Hans Kluge.
„Unsere Gesundheitssysteme stehen bereits unter großer Belastung, aber sie können Teil der Lösung sein. Aus diesem Grund habe ich die Paneuropäische Kommission für Klima und Gesundheit einberufen“, fügte er hinzu.
Von der Modernisierung der Infrastruktur (wie energieeffizienten Krankenhäusern und Hitzewarnsystemen) bis hin zur Reduzierung gefährlicher Abfälle verfügt der Gesundheitssektor über ein enormes Potenzial zur Bekämpfung des Klimawandels, betont die WHO.
Tödliche Bedrohung80 Prozent der europäischen Bevölkerung werden bis 2030 in Städten leben – und dort werden die größten Klimaveränderungen stattfinden. Jeder zehnte Stadtbewohner der Region lebt in einem Hochwasserrisikogebiet. Prognosen deuten auf zunehmende Niederschläge, mehr Regenfälle und einen steigenden Meeresspiegel hin, wodurch sich das Überschwemmungsrisiko um das Neunfache erhöht.
„Die Klimakrise ist nicht nur eine Bedrohung für die Umwelt, sondern auch für die öffentliche Gesundheit … In den Jahren 2022 und 2023 starben in der europäischen Region mehr als 100.000 Menschen in 35 Ländern an den Folgen der Hitze“, betonte Katrín Jakobsdóttir.
Sie sagte: „Der Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen, Luftverschmutzung und sich verändernden Ökosystemen wirkt sich bereits jetzt auf die menschliche Gesundheit aus.“
Die Belastung des GesundheitssystemsDie Klimakrise ist besonders gefährlich für gefährdete Gruppen: Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die mit Hitze und Überschwemmungen verbundenen Risiken führen zu körperlichen und psychischen Erkrankungen. Das Gesundheitssystem ist überlastet.
Gleichzeitig verursacht der globale Gesundheitssektor selbst rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen – mehr als die gesamte kommerzielle Luftfahrt weltweit. Luftverschmutzung durch Schadstoffemissionen verursacht weltweit jährlich sieben Millionen Todesfälle, davon eine halbe Million in Europa.
„Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel stellt eine ernste und wachsende Bedrohung für die Gesundheit dar“, sagte Andrew Haines.
„Wir müssen die Emissionen dringend reduzieren und in Anpassungsmaßnahmen investieren“, fügte er hinzu.
Aufgaben der KommissionDie paneuropäische Kommission muss Empfehlungen dazu formulieren, wie die Gesundheitssysteme klimaresistent und energieeffizient gemacht und die Bevölkerung vor Klimarisiken geschützt werden können.
Hans Kluge betont: „Die Einrichtung der Paneuropäischen Kommission für Klima und Gesundheit ist angesichts finanzieller Engpässe und schnell wachsender Bedürfnisse ein entscheidender Schritt. Die Kommission wird sich auf umsetzbare Lösungen im Gesundheitsbereich konzentrieren, um wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umzusetzen.“
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